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Adolf Ogi, alt Bundesrat

«Unser oberstes Ziel muss sein, unser Vaterland als selbständiges Staatswesen in eine bessere Zukunft hinüberzuretten. Diese Selbständigkeit darf nicht nur Schein, sondern muss Wirklichkeit sein.» Mit diesen Worten verabschiedete sich Rudolf Minger am 18. Dezember 1940 von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im EMD. Was hatte der Berner Magistrat nicht alles selbst zu diesem Ziel beigetragen? Er war es gewesen, der - in seinem ersten Amtsjahr als Bundesrat 1930 - das Grauholzdenkmal, ein Mahnmal an die Niederlage der uneinigen Schweiz im Jahre 1798, an einen neuen, prominenteren Standort hatte verlegen lassen. Es galt, der Denkmalinschrift SEID EINIG ein stärkeres Gewicht zu geben. Minger war es gewesen, der seine Botschaft persönlich in die Versammlungslokale der vorher armeekritischen Sozialdemokraten getragen hatte, er war es gewesen, der vor der nationalsozialistischen Gefahr gewarnt und - zusammen mit seinem Zürcher Bundesratskollegen Albert Meyer - die Wehranleihe, ein eigentliches Wehropfer, zur Finanzierung der höheren Bereitschaft erfolgreich vertreten hatte. Minger war es gewesen, der dem in dieser einen Frage klar und richtig sehenden Eugen Bircher sein Ohr lieh, wenn es um die notwendige Errichtung von Grenzfestungen ging - man gehe nach Reuenthal und überzeuge sich persönlich! Minger war es auch gewesen, der mit sicherem Spürsinn dem von seinem Amtsvorgänger Karl Scheurer geförderten Oberstdivisionär Henri Guisan den Weg zum Oberstkorpskommandanten und zum General geebnet hatte. Rudolf Minger war ein weltoffener, moderner, volksverbundener Geist: Gegen erheblichen Widerstand hat er 1939 den Frauenhilfsdienst gegründet und damit den zweiten grossen Erfolg für die Sache der Frau in der Armee erzielt (der erste war 1903 die Gründung des Rotkreuzdienstes). Rudolf Minger war, kurz gesagt, einer der grössten Schweizer, die jemals gelebt haben.


Ueli Maurer, Bundesrat

2006 Nationalrat und Parteipräsident der SVP Schweiz:
Zwischen dem legendären Bundesrat Ruedi Minger und der SVP lassen sich viele Parallelen ziehen: Minger war bodenständig, geradling und volksnah, so wie dies die SVP Politiker auch heute noch sind. Seine offene Art zu politisieren ist nach wie vor ein Markenzeichen unserer Partei. Im Jahre 1917 rief er anlässlich seiner berühmten „Bierhübeli“-Rede auf zur Gründung einer selbständigen Bauernpartei, zur Unterstützung des Proporzes und generell zu politischem Umdenken. Der erste Vertreter der BGB im Bundesrat politisierte unerschrocken und tat das, was zu tun war. Dies gilt auch für die SVP: Auch sie  kämpft für politisches Umdenken etwa in der Finanz- und Sozialpolitik, in der Aussenpolitik und in der Integrationsfrage. Bundesrat Rudolf Minger hat für mich und für unsere Partei immer noch Vorbild-charakter.


Rudolf Joder, alt Nationalrat

2006 Nationalrat und Präsident der SVP Kanton Bern:
Ruedi Minger – noch heute ein Vorbild für jung und alt. Ich war noch ein Bub, als ich das erste Mal vom berühmten Bundesrat Minger hörte. Er sei noch vor seiner Zeit als Bundesrat, als Offizier, einmal auf unserem Hof einquartiert gewesen, erzählte mein Vater. Nachdem ich diesen Berichten mit glühenden Ohren zuhörte, beschlossen meine Eltern, mir zu Weihnachten ein Buch über Ruedi Minger zu schenken. Ich war begeistert und begann sofort zu lesen. Ich war nicht mehr von der Lektüre loszureissen bis ich das Buch ganz zu Ende gelesen hatte. Der Werdegang und das Engagement unseres Parteigründers und ersten Bundesrat faszinierten mich. Und so blieb er mir ein Vorbild bis heute. Damit bin ich natürlich nicht alleine. Ruedi Minger kann uns allen noch heute in vielem den Weg weisen. Sein Blick fürs Wesentliche, für die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger, für die demokratischen Grundrechte sind gerade in einer Zeit wichtig, in der immer mehr zentralisiert, delegiert und kontrolliert wird. Ruedi Minger hat sich für seine Ideale engagiert. Wir sollten es ihm alle nachmachen.


Katharina Rüegger

2006 Geschichtstudentin und Bearbeiterin der Kapitel Politik und Militär:
„Zukunft braucht Herkunft“. Genau diesen Satz dürfen wir, die Jungen, als Vertreter der Zukunft von gestern nicht vergessen. Gerade für mich als junge Geschichtsstudentin war es interessant, mich mit einer solchen Persönlichkeit wie Rudolf Minger zu befassen. Er war Bauer und das war er mit Leib und Seele. Aber auch in die Politik steckte er sein ganzes Herzblut. Die Bewältigung dieser beiden anspruchsvollen Aufgaben war sicher nicht immer einfach, aber Minger hat dies mit Leidenschaft und Bravour gemacht. Er zeigte stets unerschöpfliches Durchhaltevermögen, wenn es ihm darum ging, etwas umzusetzen. Wie zum Beispiel bei der Reorganisation der Armee stiess er auf grossen Widerstand, welchem er aber zuweilen sogar mit grossem Mut begegnete. Manche sagen, seiner Weitsicht sei es zu verdanken, dass die Schweiz im 2. Weltkrieg nicht in grössere Probleme verwickelt wurde. Minger war eine starke Persönlichkeit, die nicht in Vergessenheit geraten soll und an welche man manchmal zurückdenkt, denn es war nicht immer alles schlecht, was früher gedacht wurde.