Mingerwitze | Anekdoten |

Mingerwitze

Meinem lieben Papa zum 50. Geburtstag 13. November 1931
Gesammelt und zusammengestellt von seinem Kläri:

Nach der Bundesratswahl erzählte man, Minger sei im Spital: er müsse sich die Mälcherchnöde operieren lassen.

Auf dem Bundesplatz werde das Stationieren von Autos verboten, weil Bundesrat Minger dort jetzt Kartoffeln pflanzen wolle.

Nach der Bundesratswahl sagte Frau Minger zu ihrem Mann. “Aber gäll Ruedi, itz choufsch mer de es Paar Läderschue!“

Die erste Arbeit, die Bundesrat Minger bei seinem Amtsantritt unternahm, war folgende: Er sägte an seinem Bürostuhl 3 Beine ab.

Bundesrat Minger liess im ganzen Militärdepartement einbeinige Stühle einführen. Die Beamten beklagen sich deswegen sehr und sagen, man könne darauf gar nicht mehr richtig schlafen.

In seiner neuen Wohnung in Bern liess Bundesrat Minger sich ein Schlafzimmer im Stil Louis XIV einrichten. Nach der ersten Nacht telefonierte er ins Möbelgeschäft, das Bett sei ihm zu kurz, er müsse ein Louis XV haben.

Um Bundesrat Minger gefällig zu sein, liess man ihm eine Schreibmaschine anfertigen, bei welcher er die Tasten nicht zu drücken brauchte, sondern daran ziehen könne, wie beim Melken.

Ein Zirkusdirektor liess einen Elefanten auf den Kopf stehen und rief dann ins Publikum, wenn einer ihm das nachmachen könne, bezahle er ihm l00 Franken. Einer der Zuschauer meldete sich, ging zum Elefanten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zum allgemeinen Erstaunen stand der Elefant wirklich auf den Kopf. Der Direktor gab dem Manne das Geld, wollte aber doch wissen, wie er das angestellt habe. Da sagte der Mann: “I ha em Elefant nume gseit, geschter syg der Minger i Bundesrat gwählt worde.“

Einmal ging im Bundeshaus das Licht plötzlich aus. Da sagte Minger zu Bundesrat Pilet: “Il a nettoyé une assurance.“

Nach den Bundesratswahlen hiess es, jetzt habe man im Bundesrat einen Me (Meyer), einen Mi (Minger), einen Mo (Motta) und einen Mu (Musy), nur noch keinen „Ma“.

Zwei Freunde bummelten in Bern durch die Lauben. Da sagte der eine: „lue, dert vor loufe die zwe Bundesrät Meyer u Minger!“ Der andere fragte darauf? „Weles isch der Minger?“ und die Antwort lautete: “Der Meyer!“ 

Ein Bauer von Schüpfen fragte Bundesrat Minger zu welcher Waffengattung sein Sohn sich melden solle, damit er so richtig hervorstechen würde. Minger antwortete:“ Wenn er rych isch, söll er zur Infanterie, wenn er guet mit Ross weiss umzgah, söll er zur Artillerie, isch er gschyd, so söll er zur Kavallerie, de stycht er sicher use .“

Bundesrat Musy hot seinem Kollegen Minger eine Zigarre an und fragte ihn in französischer Sprache, ob er auch rauche. Begeistert antwortete Minger: “Oh oui, je suis un grand fumier.“

Als Minger nach erfolgter Wahl nach Hause kam, lagen alle Pferde tot im Stall. Er konnte das nicht fassen und fragte nach der Ursache. Man sagte ihm, als die Pferde gehört hätten, er sei Bundesrat geworden, haben sie sich zu Tode gelacht.

Mingers Melker brachte den Kühen bei, jedes Mal aufzustehen, wenn der Bundesrat in den Stall komme. Einmal blieb der Stier liegen. Da befahl Minger: „Dä Muni muess furt, das isch e Sozi!“

Einmal fuhr Mingers Auto ohne Licht. Ein Polizist hielt es an und fluchte hinein, was das für eine Manier sei. Der Chauffeur deutet ihm, er solle stille sein, das sei ja Bundesrat Minger. Der Polizist reklamierte weiter und sagte: „Das geit mi nüt a, das isch keis Liecht!“

Bundesrat Minger war einmal in Paris zu einem grossen Diner eingeladen. Da passierte einer Dame neben dem Ministerpräsidenten etwas Unangenehmes. Der Herr Präsident stand sofort auf und sagte: “Je prie de m’excuser.“ Diese ritterliche Geste machte auf Minger grossen Eindruck. Später einmal in Bern, passierte seiner Tischdame das Gleiche. Minger sprang sofort auf und rief heroisch: “ Dä Furz vo der Frau Motta nimeni de uf mi!“

Bundesrat Pilet schenkte Minger einen Eisenbahnwagen, damit er daraus ein Weekend-Häuschen machen könne. Einmal, als er seinen Kollegen dort besuchen wollte, sass Minger im strömenden Regen auf der Wagentreppe und rauchte eine Zigarre. Pilet fragte ihn, warum er bei diesem Wetter nicht drinnen sei und Minger antwortete? „ Du hesch mer halt e Nichtroucher gäh.“

Bundesrat Minger fuhr in der Eisenbahn und wollte noch an einem Vortrag arbeiten, wurde aber von einem Betrunkenen beständig belästigt. Er ging zu dem Manne hin, gab ihm seine Visitenkarte und sagte ihm, er solle nicht so Krach machen. Der Mann steckte die Karte in die Tasche und fuhr mit Lärmen fort. Daraufhin bat Minger den Kondukteur, er möge doch den Kerl ein wenig zur Ordnung weise. Als der Kondukteur das tat, zeigte der Mann ihm die soeben erhaltene Visitenkarte und der andere kam mit den Worten zurück: „Da cha me nüt mache, das isch halt der Bundesrat Minger!“

Die zwei neuen Bundesräte Meyer und Minger fuhren zusammen nach Zürich und gingen nacheinander in den Speisewagen. Als Meyer zurückkam, sagte er, nun habe er etwas gegessen, das kein Berner habe, nämlich Hirneli. Nachdem auch Minger vom Essen zurückkam, erzählte er, er habe nun etwas gehabt, das jeder Zürcher besitze, nämlich ein Söischnörrli.

Meyer und Minger kauften sich jeder ein Motorboot auf dem Thunersee. Lange wussten sie nicht, wie sie ihre Schiffe taufen wollten. Endlich sagte Meyer, er taufe nun sein Schiff „Neptun“. Prompt erwiderte Minger: „I däm Fall toufeni mys „Näbinterlake.“

In einer Gesellschaft sass Minger neben Pilet-Golaz und hörte, wie sein Kollege ein „verre d’eau“ bestellte. Minger sagt zur Serviertochter: „Bringet mir o grad eis!“ Als er es getrunken hatte, sagte er: „Wenn i itz nid ganz sicher wär, dass i es Werdo bschtellt hätt, so würd i gloube, das syg es Glas Wasser gsi.“

Der päpstliche Nuntius machte Minger einen Besuch. Beim Abschied sagte der Bundesrat: „Mes meilleures salutations à Monsieur le Pape, Madame la Papesse et toute la Papeterie.“

Mingers Tochter ist Geflügelzüchterin. Einmal anlässlich eines Diplomaten-Tees fragte man sie, wie sie zufrieden sei mit ihren Hühnern. Sie wollte ihre Bildung zeigen & erzählte: „Momentan sy si i der Brutalität und drum hett d’Legalität e chli abgnoh.“

Nach der Wahl zum Bundesrat verkaufte Minger alle seine Kühe. Einzige eine Freiburger-Kuh behielt er noch. Als man ihn fragte, warum er die noch behalte, erwiderte er, bei der wolle er jetzt französisch lernen.

Minger kaufte ein neues Velo. Der Sattel war etwas zu hoch und weil er nicht gross ist, hatte er Mühe, die Pedale zu erreichen mit den Füssen. Kurz entschlossen liess er bei den Rädern ein wenig Luft hinaus.

Die 7 Bundesräte hatten ein Essen und erhielten u.a. auch Koteletten. Als nur noch eine auf der Platte war, wiesen beim Servieren all 7 höflich ab. Plötzlich ging das Licht aus und fast gleichzeitig schrie jemand laut auf. Das Licht schaltete wieder ein und es zeigte sich dieses Bild: Die Kotelette wurde von Mingers Hand festgehalten, in der 6 Gabeln steckten.

Kurz nach den Bundesratswahlen kam eine Verordnung heraus, nach der in den Speisewagen nur viereckige Erbsen servierte werden dürfen, weil die Runden dem Bundesrat Minger immer vom Messer fallen.

Die S.B.B. soll jetzt vor jeder Kurve in den Speisewagen ausrufen lassen: „Achtung Kurve!“, damit Bundesrat Minger sich nicht in den Mund schneide.

Während den Manövern einer französischen Division, liess der Chef des Militärdepartementes den Divisionär zu sich kommen und sagte, er möchte mit ihm „l’ordre de bétail“ besprechen.

Minger fuhr in seinem Auto von Schüpfen nach Bern. Hinter ihm ertönte immer wieder ein Hupen, aber Minger liess den andern nicht vorfahren. Kurz vor Bern wurde ihm der Lärm dann doch zu dumm und er wich aus. Der andere überholte ihn: Es war die Strassenwalze.

Minger Kontrollierte sein Gewicht von Zeit zu Zeit auf einer automatischen Waage. Einmal beschwerte er sich darüber und sagte: „Jedesmol wenn i mi wäge, heissts uf em Billet „Ticket“ und das verleidet mir.“

Jemand wollte Herrn Bundesrat Minger ein Geschenk machen und fragte deshalb Frau Minger, was ihm Freude machen könnt, z.B. vielleicht ein Buch? „O nei, es Buech isch absolut nid nötig, mir hei scho eis“ meinte Frau Bundesrat.

Bundesrat Motta kam von einer Reise nach Rom zurück und erzählte darüber seinen Kollegen. Minger fragte ihn, was ihm am allerbesten gefallen habe und Motta gab zur Antwort, die Sixtinische Kapelle. Da fragte Minger: „Isch die no besser als d’Moserbuebe?“

Minger wurde ziemlich oft zu Bundesrat Musy eingeladen. Da sagte man einmal zu ihm: „Minger, Minger, Musy-Gang ist aller Laster Anfang!“

Zwei Bundesräte gingen zusammen durch die Stadt. Da fragte ein Fussgänger den anderen: „Weles isch itz dert der Minger?“ Die Antwort lautete: “O da wett i nid d’Hand umchere!“

Minger ging ein eine französische Buchhandlung und verlangte ein Buch. „De quel auteur?“ fragte das Fräulein, worauf Minger zur Antwort gab: „O öppe so dryssg Centimeter.“

Nachdem Minger Bundesrat geworden war, sah man beständig den „Beredten Franzosen“ aus seiner Rocktasche gucken.

Minger stand in Paris auf dem Pont Alexandre III und sah in die Seine. Da bemerkte er einen Mann, der ins Wasser gefallen war und verzweifelt rief: „Au secours, au secours!!!“ Da schrie ihm Minger verächtlich zu: „Du hättsch au gschyder schwümme glehrt, als französisch.“

Bundesrat Minger fuhr in einem Pariser-Tram. Als ein Kontrolleur kam, löste ein Fräulein, das neben dem Bundesrat sass, sein Billet, indem es sagte: „Madeleine.“ Sofort verbeugte sich Minger vor dem Fräulein und sagte; „Ruedi.“

Als Minger zum ersten Mal ins Bundeshaus kam, rutschte er auf dem Wege in sein Büro auf dem glatten Korridor aus. Sofort befahl er dem Weibel: „Weible, sande!“

An der Beerdigung eines berühmten Mannes nahmen die Bundesräte Meyer und Minger teil. Man erkundigte sich, warum man ausgerechnet diese beiden geschickt habe und erhielt zur Antwort, an Beerdigungen müssten immer die traurigsten Bundesräte gehen.

Einmal fischt Hitler auf der einen Seite des Rheins und Minger auf der andern. Minger hatte schon einen Haufen Fische neben sich, währenddem Hitler noch keinen einzigen gefangen hatte. Da rief er hinüber, was er denn mache, um soviel Glück zu haben. Minger rief zurück: „Uf üser Syte vom Rhyn dörfe d’Fische halt ds Muul no uftue.“

Der Herr Bundespräsident stellte dem deutschen Gesandten Minger mit den Worten vor: „Das ist unser Marineminister.“ „Aber die Schweiz hat doch keine Marine“, bemerkte erstaunt der Gesandte. Da antwortete der Bundespräsident: „aber das spielt doch keine Rolle. Sie haben doch auch einen Finanzminister.“

Bundesrat Minger wolle jetzt den Bundesplatz einhagen lassen und mit Gras ansäen, um dort die Kälber zu weiden, die über ihn Witze machen.

Nach einem Bankett wurde am Schluss ein Teller für die Trinkgelder umgeboten. Minger erzählte später seinen Freunden, das sei ein grossartiges Essen gewesen. Am Schluss habe man noch einen Teller herumgereicht und da habe er auch noch einen Zweifränkler erwischt.

In Bern wurde ein Vortrag gehalten über „Das Weiterleben nach dem Tode“. Die Kollegen fragten Minger, ob er auch hingehe. Minger antwortete: „Nei, i go de lieber einisch, wenns Lichtbilder git.“

Hitler beschwerte sich in einem ausserordentlichen frechen Brief an den Bundesrat über das Benehmen der Schweiz dem III. Reich gegenüber. Bundesrat Minger erhielt den Auftrag, das Antwortschreiben abzufassen. Bei den 2 ersten Entwürfen erklärte der Bundesrat, sie seien doch etwas zu gesalzen. Erst der 3. Entwurf wurde gut geheissen. Immerhin musst er noch etwas korrigiert werden. Man sagte Minger, es seien noch zwei kleine Fehler darin, denn Schafseckel schreibe man mit ck und Maulaff mit zwei f.

In Mingers Büro läutete das Telefon und folgendes Gespräch fand statt: „Hie Minger.“ „Hier spricht Adolf Hitler, Führer des III. Reiches. Hören Sie, Herr Kriegsminister: Ich habe 3 Divisionen an der Schweizergrenze. Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, die Truppen ohne Umstände passieren zu lassen. Sind Sie einverstanden, Herr Kriegsminister? Antworten Sie doch!“ Keine Antwort. „Sind Sie noch da? Was erlauben sie sich eigentlich? Warum antworten Sie nicht?“ Endlich kam Mingers Stimme ganz gelassen: „Ja wissen Sie, ich musste halt zuerst überlegen, wo wir am besten Platz hätten, um so viele Soldaten beerdigen zu können.“

 


Anekdoten

Quelle: Benteli Verlag Bern, Erschienen 1971

Als erster Landwirt wurde Rudolf Minger 1929 zum Bundesrat gewählt. Dieses höchste Amt versah er bis 1940. Er war nicht nur ein der Heimat verbundener Bauer und pflichtbewusster Staatsmann, sondern auch ein Humorist, der stets das treffende Wort fand. Gewiss, man hat ihm viele Anekdoten und Aphorismen zugeschrieben. Er hatte aber auch seinen Spass dabei, sich selber Episoden nachzureden, wie zum Beispiel jene, als er angeblich ein Messingschild unter der Klingel seines Büros angebracht haben soll: „Rodolphe Minger, Conseiller Fédéral, Chef du Département militaire. En cas de guerre, sonnez deux fois!“

An derben Hänseleien fehlte es nicht, als Minger damals ins Bundeshaus einzog. Der sozialdemokratische Politiker Robert Grimm soll Minger in Anlehnung an ein Sprichwort gebeten haben, ihm zwei Zentner Kartoffeln zu schicken: Er, Minger, habe doch sicher die grössten. «Stimmt», gab Minger zurück, «aber ich habe keine Kartoffeln mit roter Schale.»

Es war nicht Hassliebe, die den Bauern Minger mit den Sozialdemokraten verband. Vielmehr brachte er in das Seilziehen auf dem politischen Parkett eine versöhnlich-humoristische Note. So erinnerte er in seiner Gränicher Rede vom 26. Oktober 1930 die Sozialdemokraten daran, dass die in ihren Reihen gebräuchliche Anrede «Genossen» wohl schön sei, dass sie jedoch nach wie vor übertroffen werde von der Anrede «Eidgenossen».

Manche seiner Anekdoten, ob er sie nun bloss erzählte oder wirklich «spielte», lockerten den tierischen Ernst der Bundeshaus-Ambiance angenehm auf und erheiterten oft die sorgenvollen Mienen, zumal in diesen schweren Jahren. Wie er als neu gewählter Magistrat erstmals die blankpolierten Böden des Konferenzzimmers zur Bundesratssitzung betrat, soll er zu seinen Kollegen gesagt haben: „Hie wird de no grienet!“ («grienet» = Kies gestreut)

Aus Sitzungen, Banketten und vielerlei anderen Anlässen des Bundesrates sind zahlreiche Episoden und Aussprüche Mingers überliefert, die meist nicht das helle Lachen hervorrufen, sondern eher ein feines Schmunzeln. Von einem Bankett der Magistraten (und diese Geschichte hat natürlich Ruedi Minger nur ironisch über sich zum Besten gegeben) wird erzählt, es seien sechs kleine und ein grosses Kotelett auf der Platte serviert worden, Um gerecht zu sein, einigt man sich, für kurze Zeit das Licht zu löschen. Ein Aufschrei – und das Licht geht wieder an: In Mingers Hand stecken sechs Gabeln.

Bei einem Essen zu Ehren des italienischen Gesandten in Bern sitzen Pilet-Golaz, Minger und die Gattin des Gesandten auf der einen Seite des Tisches, die Bundesratsgemahlinnen und der Gesandte auf der anderen Seite. Wahrend des Kaffees geschieht der Italienerin ein kleines Missgeschick; der Laut ist für alle vernehmbar. Pilet-Golaz erhebt sich würdevoll und entschuldigt sich, als ob er der Sünder gewesen wäre. Im Verlauf des Abends, offenbar war das Essen schuld daran, ereilt dasselbe Missgeschick auch den Gesandten. Da steht Minger auf und erklärt: «Den und die nächsten drei übernehme ich!»

Der Bundesrat empfängt fast wöchentlich Gäste. Man versucht allenthalben, die Krisenzeit durch rege Kontakte möglichst gut zu überbrücken. Diesmal halt sich der französische Agrarminister in Bern auf. In seiner Funktion will der Franzose natürlich auch die Praktiken in der schweizerischen Landwirtschaft in Augenschein nehmen. Was liegt näher, als ihn Minger zu «übergeben»! Dieser lädt ihn auf seinen Hof ein, erklärt ihm alles auf einem Rundgang und kommt schliesslich zum Hühnerhof Auf die Frage des Ministers, wie er mit der Hühnerzucht und der Eierproduktion zufrieden sei, meint Minger in bestem Französisch: «Vous savez, avec la légalité ça va bien, mais la brutalité pose des problèmes.»

Nicht immer kam Ruedi Minger mit der Nachbarsprache so gut zurecht. An einem Diplomatenessen kommt Madame Dubarry ins Gespräch. Minger fragt den französischen Gesandten, wer diese Dame sei. Der Diplomat klärt ihn scherzend auf: «Madame Dubarry était une Rococo-Cocotte» (Madame Dubarry war eine Rokoko-Kokotte). Minger wendet sich zu seiner Frau und meint leise: «Sei nett, wenn du mit dem französischen Gesandten sprichst, er stottert nämlich.»

Bundesrat Minger trifft in der «Börse» zufällig einen Attaché der englischen Botschaft, mit dem er oft beruflich zu tun hat. Er grüsst und setzt sich zu ihm. Der Engländer bestellt ein dunkles, Minger ein helles Bier. „To your health“, nickt der Attaché beim Anstossen Minger zu, worauf dieser höflich reagiert: «To your dunkles.»

Ruedi Minger berichtete mancherlei Geschichtchen über Begegnungen mit Magistraten und Diplomaten aller Herren Länder. Bei einem Bankett sitzt er neben dem deutschen Botschafter, der ihm zwischendurch Wein nachfüllen will. Der Nachbar riskiert dabei ein scherzhaftes Wort: „Madame, darf ich Sie beweinen?“ Minger, noblesse oblige, revanchiert sich, als die Früchteplatte kommt: «Madame, darf ich Sie befruchten?»

Dass in der angespannten Situation der dreissiger Jahre und der ersten Kriegsmonate nicht nur Hysterie herrschte, mag sicher, wenn auch historisch unverbürgt, mit das Verdienst des Mingerschen Humors gewesen sein. Ein angebliches Gespräch zwischen Hitler und Minger, das in jener Zeit kursierte, soll folgenden Inhalt gehabt haben: «Nun, Herr Minger, schliessen Sie sich dem Reich an. Entscheiden Sie sich: Gewehr bei Fuss, und für Ihr Land ist alles in Ordnung.» Da von Mingers Seite nicht sofort eine Entgegnung kommt, fragt Hittler ungehalten: «Also, wie steht’s? Warum zögern Sie noch?» Da bequemt sich Minger zu einer Antwort: «Ich habe mir nur überlegen müssen, wo wir Ihre grosse Armee beerdigen wollen. Unser Land ist klein. Ich denke, am besten eignen sich Bodensee und Rhein.»

Zu jener Zeit berichtete die Schweizer Presse offen und unverblühmt über das Kriegsgeschehen und die Aktionen des nördlichen Nachbarn. Oft flatterten darum Reklamationen ins Bundeshaus, in denen die Deutschen Maulkörbe für die helvetischen Redaktoren verlangten. Die Angelegenheit kam im Bundesrat zur Sprache. Kollege Motta übergibt Ruedi Minger mehrere Schreiben mit dem Auftrag, einen Entwurf zur Lösung dieser Frage auszuarbeiten. Minger legt diesen an der nächsten Sitzung vor. Motta liest ihn, nickt, brummt und sagt schliesslich: „Alles ist klar und eindeutig. Die diplomatischen Formen sind gewahrt, nur hat es da einige Orthographiefehler: ,Maulaf’ schreibt man mit zwei ,f’, ,Idiott’ nur mit einem  ,t’ und ,Fozelcheib’ mit ,tz’, aber sonst ist er recht.“

Es ging auch friedlicher zu. Man erzählt sich (was er wiederum selber über sich verbreitet hat), Bundesrat Minger habe sich beim päpstlichen Nuntius mit den Worten verabschiedet: „Alors, saluez Monsieur le Pape, Madame la Papesse et toute la Papeterie.“

Minger ist zum Bundespräsidenten gewählt worden. Am Empfang rät ihm sein Vorgänger, im Amtswagen alle Gesandtschaften und Botschaften aufzusuchen und formell eine Karte abzugeben. Am nächsten Morgen erwidert Ruedi Minger auf die Frage, ob alles gut gegangen sei: «O ja, bloss das Herz-As ist mir übriggeblieben, da es nur 35 Gesandtschaften gibt.»  

Wenn es eine klassische Minger-Anekdote gibt, so scheint sie wohl in jener Begebenheit auf, als er vor dem Bundeshaus ein Defilee abnahm. Würdevoll steht Ruedi Minger inmitten der Prominenz hoher Militärs und Attachés und murmelt unentwegt: «Du mir auch du mir auch.» Ein Offizier fragt ihn leise nach dem Grund dieser Worte. Darauf Minger, nicht sonderlich diskret: «Siehst du, jeder da unten, der zu uns heraufgrüsst, denkt sich: ,Blas mir’, und darum sage ich jedem: ,Du mir auch.’ Voilà.»

Pilet-Golaz begrüsst eines Morgens Minger und stellt erstaunt fest: «Aber hör einmal, Rodolphe, du hast ja zwei verschiedenfarbige Socken an.» «Ich weiss», antwortet Minger gelassen, «ich habe zu Hause noch ein genau gleiches Paar.»

An der Tastatur der Schreibmaschine von Bundesrat Minger, so erzählt man sich boshafterweise, seien Schnüre mit Pantoffelzapfen befestigt gewesen, damit der Landwirt die Buchstaben aus der Maschine melken konnte.

Ein Ehepaar bummelt in den Lauben Berns. Plötzlich sagt er zur besseren Hälfte: «Du schau, da vorne spazieren zwei Bundesräte. Der eine ist Minger.» «Und welches ist der Minger?» Darauf der Gatte: «Da möchte ich nicht die Hand umdrehen. Es ist mit beiden nicht viel los.
(berndeutsch „minger“ = weniger wert, bedeutungsloser)

Einmal foppen Zürcher Bundesrat Minger, die Berner seien doch immer langsamer als alle anderen Schweizer und im Besonderen als die Zürcher. «Ja», entgegnet Minger trocken, „es stimmt, dass wir langsam sind, aber ehe wir mit Überlegen fertig sind, haben die Zürcher den Blödsinn schon gemacht.“

Ruedi Minger liebte es seinerseits, die Zürcher zum Narren zu halten. Bei einer Inspektion in der Kaserne fragt er einen Zürcher Soldaten: «Was ist das: täää (Pause) täää (Pause) täää?» Der Rekrut schaut den Magistraten verblüfft an: «Herr Bundesrat, ich weiss es nicht.» «Sehen Sie», witzelt Minger, «da heisst es immer, die Zürcher seien flink und pfiffig. Dabei wissen Sie nicht einmal die einfachsten Dinge. Das ist eine Maschinengewehrsalve.»

Minger persiflierte oft und gern seine Person und Stellung, womit er die Lacher stets auf seiner Seite hatte. Er fährt im Dienstwagen zurück nach Bern. Der Chauffeur, um Zerstreuung des Magistraten bemüht, fragt: «Herr Bundesrat, wer ist das? Es ist weder mein Bruder noch meine Schwester und trotzdem meines Vaters Kind?» Minger denkt angestrengt nach, findet die Lösung aber nicht. «Das bin doch ich», belehrt ihn der Fahrer.
Minger lacht, macht sich eine Notiz und stellt abends am Stammtisch seinen Kollegen dieselbe Frage. «Das bist du», ruft einer spontan. «Nobis», trumpft Minger auf «das ist mein Chauffeur!»

In Berlin bot man ihm einst einen Theaterbesuch an. Im Foyer fragt ihn eine Dame - sie gibt Operngucker ab -, ob er ein Glas wünsche. «Nein, nein», winkt Minger ab, «ich trinke das Bier immer aus der Flasche.»

Für eine Aufnahme bittet man Bundesrat Minger ins Radio-Studio Bern und teilt ihm einen Techniker zu. Dieser stellt sich vor: «Hübscher.» Minger mustert ihn kurz, sieht dann kritisch an sich selber herunter und stellt fest: «Stimmt.»

Ruedi Minger erzählte gerne die Episode, wie einer seiner Landwirtskollegen einmal eine Operette angesehen und welche Folgen dieses kulturelle Ereignis für jenen gehabt habe.
«Also», berichtet er der Stammtischrunde augenzwinkernd, «da kam drei Tage später die Frau meines Freundes zu mir und klagte mir, dass seit zwei Nächten immer Salz in ihr Bett gestreut würde. Ich fragte daraufhin den Mann, ob er etwas davon wisse. Und was gibt er mir zur Antwort? ,Das ist so’, sagte er mir, ,wir haben doch neulich die Operette gesehen, und da haben sie immer gesungen: Im Salzkammergut, da kammer gut…?»

Ein privater Besuch führt ihn mit Freunden nach Paris. Nach ausgiebigen Rundfahrten und Spaziergängen setzt sich Minger in einem Park auf eine Bank. Nach längerer Suche entdecken ihn die Kollegen plötzlich. Lauthals schreiend kommt einer näher und fragt, wo er denn so lange geblieben sei. «Psst», sagt Minger nur, worauf er gefragt wird, was denn los sei. «Psst», meint er nochmals, «siehst du nicht, hier ist doch angeschrieben: ,Ruhe du Kollege’ (Rue du Collège).»

Die europäischen Staaten sahen Bundesrat Minger häufig zu Gast. In Wien wird er einmal in die Staatsoper eingeladen. Ein Ballett steht auf dem Programm. Bei der Rückkehr ins Hotel unterhält er sich mit seiner Frau über die hervorragende Darbietung: «Gschpässig, dass alli Tänzerinne so chly sy.» «Aber Ruedi», korrigiert Frau Minger, «es het doch o grossi derby gha!» Fragt Minger zurück: «Werum hei de alli so müesse bäumele?»
(berndeutsch «baumele» = auf den Fussspitzen stehen)

Zum Hochzeitstag schenkt der Bundesrat dem Ehepaar Minger eine Fahrt ins Blaue. Die beiden fahren den ganzen Tag, ohne zu wissen, wohin die Reise sie führt. Spätabends im Hotel sucht Ruedi Minger die Toilette auf und kommt strahlend zurück: «Jitz weiss i, wo mir sy. Mir sy z Indie!» Seine Frau ahnt natürlich, dass ein Witz folgen wird, sagt aber dennoch, das sei nicht möglich. «Wohl, es schtimmt, chasch sälber go luege. Da usse schteit’s aagschribe: ,Toilette jenseits des Ganges’»

Unterwegs nach London zwingen die Bahnverbindungen Minger zu einem längeren Bahnhofaufenthalt. Zum Zeitvertreib stellt er sich auf eine Waage, worauf der Automat nach kurzem Gerassel das «Ticket» ausspuckt. Minger betrachtet es kritisch und murmelt für sich: «Hoppla, jitz muess i aber brämse, scho wieder han-i dicket.»
(berndeutsch «dicket» = Gewicht angesetzt)

Abends gewinnt er die Lacher abermals mit einer sprachlichen Eskapade. Zum guten Essen bringt der Kellner eine Flasche Bordeaux. Wie der Kellner den Korkenzieher ansetzt, meint Ruedi Minger entrüstet: «Halt, säget ihm, ar sölll höre. Gseht dir nid, dass da uf dr Syte aagschriben isch: ,bohr do’ (Bordeaux) ?»

1940 demissioniert Rudolf Minger als Bundesrat. Seine Kollegen beschliessen, ihm ein Abschiedsgeschenk zu machen. Nach eingehender Beratung gelangen sie zu dem Schluss, man sollte am besten Frau Minger nach einem besondern Wunsch ihres Mannes fragen. Sie weiss auch nicht recht, was geeignet wäre, denn Ruedi Minger war zeitlebens nicht anspruchsvoll. Der Kanzler schlägt hierauf vor, man könnte ihm ein wertvolles historisches Buch überreichen. Da wehrt Frau Minger energisch ab: «Nein, nein, besser nicht. Er hat schon eines.»

Und immer wieder nahm Ruedi Minger sich selbst zum Gegenstand des Spotts, wenngleich er meist andere den Lachern zum Gespött aussetzte. 1947 sprach er zu den Emmentalern in Zollbrück über die Wirtschaftsartikel. Man sass unter freiem Himmel, derweil dunkles Gewölk nahte und alsbald ein leichter Regen die Gesellschaft überfiel. Ein Grossrat nahte sich dem Alt-Bundesrat mit einem Regenschirm. Ruedi Minger wehrte dankend ab: «Herr Grossrat, heit nid Müeh, e so nes milds Früeligsrägeli chönnt de mim Wachstum ou no guet tue.»

Kurz nach seinem Rücktritt aus dem höchsten Amt steigt Ruedi Minger einmal in einem Ostschweizer Gasthaus ab. Man erkenn ihn natürlich, und während er noch in der Gaststube isst, bläst schon die Ortsmusik vor dem Fenster den «Bundesrat-Minger-Marsch». Der Wirt macht ihn auf diese nette kleine Ehrung aufmerksam. Ohne grosse Begeisterung legt Minger das Besteck beiseite und tritt unter die Türe. Als der Marsch zu Ende ist dankt er höflich nach allen Seiten und, als jedermann ein Wort von ihm erwartete, fragt er: «jetzt möchte ich bloss eins wissen: Hat sich hier noch nicht herumgesprochen, dass ich nicht mehr Bundesrat bin, oder seid ihr alle so furchtbar froh, dass ich zurückgetreten bin!»

Ruedi Minger spitzte Aphorismen und Anekdoten nicht immer auf den eigentlichen Witz oder die offensichtliche Pointe zu. Oft waren es fein nuancierte und nie böse gemeinte Sarkasmen oder versteckte politische Anspielungen, die seine Worte prägten. Anlässlich eines Konzertes in Basel, das zugunsten des Nationalen Aufbaufonds im Mai 1943 abgehalten wurde, pries er die Veranstaltung als einen Akt echt vaterländischer Solidarität. Weil Minger stets dem falschen Pathos auswich, leitete er seine Rede mit fein gewürztem Humor ein:
«Im November 1940 hielt ich meinen letzten öffentlichen Vortrag als Bundesrat hier in Basel. Damals referierte ich über die Einführung des obligatorischen Vorunterrichts. Aber bei der Abstimmung zeigte das Schweizervolk schlechte Laune, es schüttelte den Kopf und verwarf die Vorlage. Ich schlug die Absätze zusammen und sagte leicht gereizt: ,Zu Befehl.’ Über eines aber habe ich mich damals doch gefreut: dass ihr Basler die Vorlage mit grossem Mehr angenommen habt. Seither habt ihr Basler bei mir einen Stein im Brett, und ich kann beim besten Willen nie mehr so richtig ,taub’ (böse) über euch sein, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin … was hie und da vorkommt.»

Ein politischer Gast aus Frankreich weilt zu Besuch auf dem Hof von Ruedi Minger. Stolz zeigt dieser seine Kinder.
«Félicitations, monsieur le Conseiller, ils sont donc tous du même lit?» Darauf Minger: «Non, celui-là est du canapé. »

Bundesrat Minger hat entdeckt, dass das Tragen von Schmuck bei den Frauen seiner Kollegen wohl zum guten Ton gehöre. Um den andern Bundesräten in nichts nachzustehen, kauft Ruedi Minger seiner Gemahlin einen Brillantring.
Voll Stolz zeigt Frau Bundesrat den Ring ihrer Magd und sagt: «Marie, was miechet Dr, we Dr sone Ring hättet?»
Schlagfertig entgegnet die Magd: «Manicure, Frou Bundesrat.»

Der Zug hält. Minger springt vom hintersten Wagen, hängt ihn ab und versucht mit letzter Kraftanstrengung den Eisenbahnwagen hin und her zu schieben. Der Bahnhofvorstand erkundigt sich: «He da, was isch los?» Minger gibt zu verstehen: «Mi Frou isch uf dr Toilette, und dert steit doch aagschribe: ,Während des Aufenthalts auf den Stationen…’ »

Herr Bundesrat will seinen Gästen nach beendigtem Rundgang auch sein schönstes Kaninchen zeigen. Die Türe des Kaninchenstalls steht leider offen, und das Prachtstier ist weg. Auf einem Zettel steht jedoch geschrieben: «Eine minger.»
(berndeutsch «minger» = weniger)

Minger durfte sich keine Blösse geben und hat wacker mitgezecht. Mit schwankenden Schritten nähert er sich seinem Hof. Bei einem Kabisfeld stolpert er und landet der Länge nach im Feld. Mit der einen Hand tastet er vorsichtig um sich und hält einen «Chabischopf»  fest. Er streichelt ihn wohlwollend und sagt: «Eh lue du da zue, dr Etter isch o da!» (Bundesrat Etter war glatzköpfig)

Minger erhält Besuch von seinen sechs Amtskollegen. Frau Bundesrat schickt die Besucher aufs Feld, wo Minger Mist führt. Als der Herr Bundesrat seine Kollegen sieht, dreht er die Mistgabel um und putzt sich rasch die Fingernägel.

Schiffstaufe am Thunersee. Mingers machen mit viel Freude mit und sind hell begeistert von diesem Anlass. Das Schiff ward mit der obligaten Flasche Champagner auf den Namen «Neptun» getauft. Am nächsten Sonntag wird Mingers Ruderboot mit Glanz und Glorie auf den Namen «Neboberhofen» getauft.

Bundesrat Minger lässt sich Visitenkarten drucken. Als Wohnort gibt er an: Bern an der Aare. Ein Freund findet den Zusatz «an der Aare» bei der Einmaligkeit Berns vollkommen überflüssig.
Minger klärt ihn höflich, aber bestimmt auf: «Und, Pernambuco’, hesch das no nie ghort?» ■ (Pernambuco = brasilianische Stadt)

Pilet-Golaz und Minger sind auf Visite im Kanton Waadt. Nach der anstrengenden Sitzung gehen beide ins nächstgelegene Restaurant. «Deux verres d’eau naturelle», bestellt Pilet-Golaz, um den ärgsten Durst zu löschen. Minger freut sich ehrlich auf etwas Gutes und murmelt, nachdem er mit Verachtung das Wasser getrunken hat: «We nid du das Züg bschtellt hätsch, hät i gseit, das sig Brunnewasser.»

Weekendhäuser am See waren auch schon zu Bundesrat Mingers Zeiten sehr in Mode gekommen. Ein Haus findet er zwar übertrieben, doch würde er sich auch mit einem ausrangierten Eisenbahnwagen begnügen. Das Unmögliche wird möglich gemacht, und Minger erhält seinen Eisenbahnwagen, der für ihn am Bielersee aufgestellt wird.
Ein Freund besucht ihn am Sonntag und sieht mit Schrecken, dass der Herr Bundesrat bei strömendem Regen auf dem Trittbrett sitzend seinen Stumpen raucht. «Aber Ruedi, wieso geisch de nid ine ga roucke?» Mingers knappe Antwort: «Chasch nid läse, sisch e Nichtroucher.»

Der Bundesrat tagt. Minger Ruedi ist eher schweigsam, da bei einer aussenpolitischen Frage militärische Aspekte nicht zur Debatte stehen. Es ist von England und seinem Premierminister Chamberlain die Rede. Plötzlich, in einer kurzen Diskussionspause, fühlt sich Motta gedrängt, seinen Kollegen über das Problem zu befragen: «Was halten Sie von Chamberlain ?» Motta spricht den englischen Namen mit leicht romanischem Akzent aus, etwa: Schamberlän. Darauf Minger trocken: «Ich ziehe Beaujolais vor.»

So soll Minger Ruedi – man muss immer wieder das Wörtchen «soll» betonen, denn allzu viel wird ihm untergeschoben – nach dem glanzvollen 4:2-Sieg der Schweizer Fussballer über Grossdeutschland anno 1938 das Bundesratszimmer sehr traurig betreten haben. Auf die Frage, was ihn beschäftige, seufzte er tief und gab zur Antwort: «Also, mir müesse der Schwyzer Sport tatchräftiger ungerstütze.» Beklemmendes Schweigen wich bald gespannter Erwartung; man kannte «Rüedu». «He ja, mir müesse es strängs Goali-Training dürefüere. Üse Goali im Schutte het gäge Dütschland zwöi Goal inegla.»

Bundesrat Minger kommt von Schüpfen her im Berner Hauptbahnhof an, eilt zum nächsten Taxi und kommandiert: «Zum Münschter, aber schnäll.» Der Chauffeur holt das Äusserste aus seinem Wagen. Auf dem Münsterplatz angelangt, sagt Minger: «Dir chöit grad warte» rennt zum Hauptportal, steckt den Kopf hinein und rast unverrichteter Dinge zum Taxi zurück. «Zur Heiliggeischtchilche so schnäll als möglech.» Der ganze Ablauf wiederholt sich nicht nur bei dieser Kirche, sondern auch bei der Paulus-, der Markus-, der Nydeggkirche usw.
Höflich erkundigt sich der Taxichauffeur: «Exgüse, Herr Bundesrat, suechet Dr öpper?»   Minger gibt hässig zurück: «I han e Iladig zur ,Hochzeit des Figaro’ übercho, aber die hei nid emal gschribe, i welere Chilche.»